Lust am Lernen
Der digitale Wandel nimmt Fahrt auf – und verlangt nach neuen beruflichen Kompetenzen. Die Beschäftigten in den Branchen der IG BCE stellen sich der Herausforderung. Was fehlt, sind Arbeitgeber, die diese Motivation durch gute Weiterbildung unterstützen. Das belegt der „Monitor Digitalisierung“, eine Umfrage unter tausenden Beschäftigten in den Branchen der IG BCE.
Die Beschäftigten in den Branchen der IG BCE stehen dem digitalen Wandel überwiegend zuversichtlich gegenüber. Sie haben keine Angst vor viel beschworenen Negativeffekten der Digitalisierung, etwa dem Gefühl, überwacht, fremdbestimmt oder durch digitale Technik „austauschbar“ zu werden. 71 Prozent der Beschäftigten trauen sich zu, mit der Digitalisierung Schritt halten zu können. 54 Prozent sind offen für Veränderungen am Arbeitsplatz, 64 Prozent haben keine Sorge um ihren Job.
Das sind einige der ermutigenden Erkenntnisse des „Monitors Digitalisierung“, den IG BCE und Stiftung Arbeit und Umwelt im August 2019 veröffentlicht haben. Der Monitor bietet Einblicke in zwölf IG-BCE-Branchen. Mit 14.000 Teilnehmer*innnen aus über 600 Betrieben handelt es sich um eine der größten Umfragen unter Industriebeschäftigten, die in Deutschland bislang zu dem Thema durchgeführt wurde.
Welchen digitalen Kurs schlagen die Unternehmen ein?
Was die Studie allerdings auch zeigt: Bisher sind es vor allem digitale Kommunikationsmittel (E-Mail, virtuelle Gruppenräume, digitale Team-Plattformen), die in den Betrieben etabliert sind – also gelernte Formen der Digitalisierung. Technologien, die hingegen unmittelbar auf produktionsnahe Berufe einwirken – etwa Tracking-Tools, sensorgesteuerte Roboter, Exoskelette und andere funktionserweiternde Mensch-Maschine-Verbindungen – prägen den Arbeitsalltag bislang kaum, werden dies früher oder später aber in teils erheblichem Umfang tun.
Bisher weiß aber noch kaum eine*r der Beschäftigten, wohin die Reise geht: Gut 56 Prozent der Beschäftigten haben keine Vorstellung, welchen Kurs ihr Unternehmen in Sachen Digitalisierung einschlagen will – und wie sich diese Maßnahmen auf ihre Arbeit auswirken könnten. Dabei sind das Interesse am digitalen Wandel sowie die Bereitschaft, entsprechende berufliche Kompetenzen zu erwerben, stark: Immerhin 37 Prozent der Befragten, die an Weiterbildungen teilnehmen, tun dies, weil durch die Digitalisierung neue Anforderungen an ihre Tätigkeit gestellt werden – und 44 Prozent, weil sie sich auch aus persönlichem Interesse gern mit dem Thema beschäftigen. Bedenklich ist allerdings, dass die Unternehmen diese hohe Motivation kaum aufgreifen: Nur 25 Prozent der Teilnehmer am „Monitor Digitalisierung“ erhalten in ihren Betrieben überhaupt Gelegenheit, sich systematisch fortzubilden.